Am 1. November 2025 startete in Brandenburg an der Havel ein Meilenstein im modernen öffentlichen Nahverkehr: Die Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel GmbH (Vbbr) nahmen feierlich den neuen ŠKODA-Straßenbahnen des Typs „Fority Plus 48T“ in Betrieb.
Nach jahrelanger Planung und intensiver Vorbereitung rollen nun vier nagelneue Tramwagen auf den Gleisen der Havelstadt und setzen Maßstäbe in Komfort, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit.
ŠKODA-Straßenbahnen wurden in Tschechien gefertigt
Die ŠKODA-Straßenbahnen wurden im Werk in Pilsen (Tschechien) gefertigt und sind Teil einer gemeinsamen Beschaffung mit den Städten Frankfurt (Oder) und Cottbus.
Die vier Bahnen der Betriebsnummern 110 bis 113 sind 28,96 Meter lang, 2,30 Meter breit und verfügen über eine Motorleistung von 4 × 100 kW, wodurch sie bis zu 60 km/h erreichen können. Für die Fahrgäste bieten sie 56 Sitzplätze und insgesamt Platz für bis zu 168 Personen.
Rede des Vbbr-Geschäftsführers Jörg Vogler
Vbbr-Geschäftsführer Jörg Vogler betonte die Bedeutung der neuen Bahnen: „Mit der Inbetriebnahme beginnt eine neue Ära des öffentlichen Nahverkehrs – moderner, komfortabler und noch nachhaltiger.“ Besonders hervorzuheben seien der deutlich leisere Fahrkomfort, die erstmals installierte Fahrgastklimatisierung sowie ein neues digitales Informationssystem mit automatischen Ansagen und Monitoren. Notfall-Wechselsprechanlagen ermöglichen zudem den direkten Kontakt zum Fahrer. Großgeschrieben wird auch die Barrierefreiheit: Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Eltern mit Kinderwagen und Radfahrer profitieren von multifunktionalen Flächen in den Fahrzeugen.
Verzögerungen bei der Freigabe der Bahnen waren auf ein Gerichtsverfahren eines Mitbewerbers gegen die Ausschreibung aus dem Jahr 2019 zurückzuführen. Nach der Fertigstellung mussten umfangreiche Prüfungen und Schulungen der Fahrerinnen und Fahrer durchgeführt werden. Mit der heutigen Übernahme in den Regelbetrieb endet diese Phase erfolgreich.
Bis zum Jahr 2028 sind weitere vier Fahrzeuge geplant, die sukzessive die über 40 Jahre alten Straßenbahnwagen ersetzen und den Nahverkehr in Brandenburg an der Havel weiter modernisieren sollen.
- Weitere Informationen
- Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel GmbH (Vbbr)
Statement des Oberbürgermeisters Steffen Scheller
„Die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Investition in die neuen Bahnen ist seitens der Stadt ein klares Bekenntnis zum ÖPNV. Was am 1. Oktober 1897 mit dem Start der Pferdebahn auf der Teilstrecke Nicolaiplatz – Hauptstraße – Staatsbahnhof seinen Anfang nahm, führen wir am 1. November 2025 mit der Inbetriebnahme der neuen Škoda -Straßenbahn-Flotte in die Zukunft.“
Wie viel kostet eine Škoda Straßenbahn?
Bereits 2012 entstand die Idee zu diesem gemeinsamen Beschaffungsprojekt mehrerer Verkehrsbetriebe, das 2018 mit der Förderzusage des Landes Brandenburg konkret umgesetzt wurde. Unter der Bezeichnung „FCB“ (Frankfurt, Cottbus, Brandenburg) wurde eine gemeinsame Ausschreibung gestartet, die 2021 mit der Bestellung von 24 Niederflur-Straßenbahnfahrzeugen bei Škoda forcity smart Transportation a. s. abgeschlossen wurde. Die Vbbr erhielten zunächst vier Einheiten, mit der Option auf weitere Bestellungen bis Ende 2024. Pro Fahrzeug liegen die Kosten bei etwa 2,64 Millionen Euro.
Die neuen Bahnen, die zwischen 37 und bis zu 80 km/h schnell sind, bieten über 200 Personen Platz und verfügen über einen mehr als 70-prozentigen Niederfluranteil für einen bequemen Einstieg. Aktuell befinden sich die neuen Fahrzeugmodelle im Zulassungsprozess und werden umfangreichen Tests und Prüfungen unterzogen. Die Fahrgäste können sich ab dem zweiten Quartal 2025 auf den regulären Einsatz der ŠKODA „Fority Plus 48T“ freuen, die dann das Stadtbild nachhaltig prägen werden.
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„Dieses Projekt markiert einen wichtigen Schritt zur Modernisierung des Fuhrparks und zur Verbesserung des barrierefreien Nahverkehrs in unserer Stadt. „Brandenburg an der Havel bleibt damit ein Vorreiter in klimafreundlicher Elektromobilität“, so Vogler zum Abschluss. Die Vbbr danken allen Beteiligten, die den erfolgreichen Start dieser neuen Straßenbahn-Generation möglich gemacht haben.
Bahntaufe der Bahn 110 auf den Namen „Carl Reichstein“
Die neue Straßenbahn mit der Kennung „110“ wurde am heutige Tag durch die ehemaligen Prokuristin der Vbbr, Petra Hill auf den Namen „Carl Reichstein“ getauft.
Carl Eduard Robert Reichstein (* 23. Februar 1847 in Brandenburg an der Havel; † 17. Januar 1931 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Unternehmer. Als gelernter Korbmacher übernahm er mit seinen Brüdern Adolf, Hermann und Eduard das väterliche Unternehmen und baute es als die Gebr. Reichstein OHG aus.

















